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Hegel: Wer denkt abstrakt?

Aus: G.W.F. Hegel, Wer denkt abstrakt (1807), in: ders. , Werke Bd. 2, Frankfurt a. Main, 1970

Wer denkt abstrakt?

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831): Bedeutender Philosoph des 17./18. Jahrhunderts, „Deutscher Idealismus“, begrüßte leidenschaftlich die Französische Revolution, entkorkte jeden 14. Juli eine Flasche Wein und stieß an, dialektisches Denken.

abstractus (lat. – abgezogen): Von einem Gesamtzusammenhang abgezogen, etwas vom Allgemeinen isoliertes.

Gliederung und Inhalt:

  1. Abstrakt denkt der Ungebildete, d.h. der nicht gebildete. Die gute Gesellschaft denkt also nicht abstrakt, weil dies zu niedrig ist und wegen der inneren Geringheit der Sache an sich. Für Hegel ist abstrakt schlecht. Das Gegenteil: konkret (concrescere – zusammenwachsen).
  2. Vorurteil und Achtung für abstraktes Denken ist groß – Satire oder Ironie (...)?
  3. Beispiele (Begründung): - Mörder wird zur Richtstätte geführt, das Volk denkt (abstrakt), dass ein Mörder nur ein Mörder ist (einzig und allein, er hat jdn. getötet), die Damen denken vielleicht, dass er ein kräftiger (...) Mann sei. Dadurch ist das gemeine Volk aufgebracht, ein Mörder kann schließlich nicht schön sein. -> Ihr seid wohl selbst nichts besseres, Sittenverderbtheit der vornehmen Leute.
  4. Menschenkenner (konkretisiert): Warum beging der Mörder das Verbrechen? , vielleicht weil seine Familienverhältnisse zerrüttet waren? -> der Menschenkenner will das Verbrechen entschuldigen. (Vgl. Die Leiden des jungen Werther) à 5.
  5. Abstrakt gedacht (falsche Abstraktion): Emotionale Ebene, übersehen, dass er ein Mörder ist. Der Mörder ist einzig und allein ein Mörder, kein menschliches Wesen. ->> Leipzig: Entgegengesetzte Abstraktion der Christen, „Kreuz geheiligter Galgen“ (Verhöhnung, Euphemismus), Kotzebuesche Versöhnung: liederliche (unbegründete) Verträglichkeit der Empfindsamkeit mit dem Schlechten. Widerspruch: einerseits Folter, andererseits Mitleid//Hohn gegen Mörder.
  6. Gemeine alte Frau: Man solle die Abstraktion des Mörders töten, und ihn zur Ehre lebendig machen (religiöse Wiederherstellung), Sonnenschein: „Gottes Gnadensonne“ beglänzt sein abgeschlagenes Haupt. Nicht äußere, sondern innere Vergebung. Erhebung des Mörders, vgl. Jesus am Kreuz-Szene
  7. Streit: Sie sagt, die Eier eine Hökersfrau seien schlecht. Diese entgegnet, dass die Familie ohne Ehre sei (Beleidigungen, aber ohne Belege), und tadelt die äußere Erscheinungsform der Klägerin. à Die denkt abstrakt und subsummiert sie nach Äußerlichkeiten, warum: einzig und allein wegen der faulen Eier! Leere Diffamierende Behauptungen, sachwidrige Verknüpfung
  8. Bediente:Je besser der Herr, desto besser dran der Bedienstete! Wer aus vornehmen Hause stammt, braucht dies nicht zu betonen. Vergleich Frankreich und Preußen. Die Aufhebung von Abstraktion im Arbeitsverhältnis ist ein offenes Kommunikationsverhältnis. Reduzierung auf Dienerrolle = Reduktionstisches Verhalten
  9. Militär: bei den Preußen darf geschlagen werden: ein geschlagener Soldat ist eine Kanaille (Geschlagener = Kanaille), dem Offizier dient der gemeine Soldat als ein Abstraktum eines geprügelten Subjekts, um sich dem Teufel zu ergeben. Nicht mehr als Soldat, sondern nur noch als Subjakt, Reduzierung, ohne menschliche Qualität. Die Abstraktion geht aus der Disziplin hervor.
Grund für Ausgabe des Textes: Was ist wissenschaftliches Denken? – Problem im Zusammenhang sehen, nicht nur auf ein Faktum reduzieren, sondern die Geamtheit (alle Perspektiven) betrachten: Totalitätsblick

AbstraktionKonkretisierung

Leermit WahrheitsgehaltleerKonkretismus

Literatur: E.Bloch, Subjekt-Objekt, Erläuterungen zu Hegel, Frankfurt am Main 1962.

Besprochen am: 21.11.00


 


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Stand: 27-09-2001